Die präventive Physiotherapie und ihre Aufgaben
Die Definition des Begriffes „präventiv“ basiert auf der Herkunft aus der lateinischen Sprache. Hier steht das Wort für die Übersetzung „etwas oder jemandem zuvorkommen“. Im Gesundheitsbereich ist Prävention schon lange ein Thema. Sie dient dazu, Erkrankungen durch eine gesunde Ernährung, eine passende Behandlung und ausreichend Bewegung bereits von Beginn an zu vermeiden. Ziel ist es, dass diese gar nicht erst entstehen.
Hierfür wird zwischen verschiedenen Formen der Prävention unterschieden:
- Primäre Prävention
- Sekundäre Prävention
- Tertiäre Prävention
Die präventive Physiotherapie konzentriert sich in erster Linie auf die Vorbeugung körperlicher Erkrankungen oder auch möglicher Verletzungen. Zudem ist sie ein wichtiger Teil der Hilfe zur Selbsthilfe.
Patienten lernen in den Behandlungen, wie sie Übungen für ihren Körper einfach in den Alltag integrieren können. Nimmst du präventive Angebote aus der Physiotherapie in Anspruch, hilft dies unter anderem bei der Vorbeugung von:
- Gelenkverschleiß
- Schmerzen in Rücken und Nacken
- Erkrankungen von Herz und Kreislauf
- Haltungsschäden
Häufig entstehen körperliche Schmerzen aus einer dauerhaften Fehlhaltung. Haltungsschäden wirken sich auf den gesamten Bewegungsapparat aus. Mit einem Rumpfstabilitätstraining oder einem Beweglichkeitstraining kann dem vorgebeugt werden.
Behandlungen in der präventiven Physiotherapie
In der präventiven Physiotherapie wird die Gesundheitsförderung sowohl in Gruppen als auch individuell oder im betrieblichen Rahmen durchgeführt.
Die betriebliche Prävention kommt dort zum Einsatz, wo körperschädigende Haltungen an der Tagesordnung im Berufsleben sind. Das betrifft verschiedene Punkte:
- lange und einseitig belastende Sitzhaltung am Schreibtisch
- Heben und Transport von Menschen in der Seniorenbetreuung oder Pflege
- Tragen von Lasten
- einseitige Körperarbeit auf dem Bau
Physio vom Arbeitgeber
Durch den Arbeitgeber angebotene Schulungen, bei denen professionelle Physiotherapeuten zum Einsatz kommen, sollen körperlichen Schäden vorbeugen. Das erhält natürlich auch deine Arbeitskraft. Angebote zur ergonomisch korrekten Haltung, Dehnungsübungen und Muskelstärkung werden präventiv eingesetzt.
Individuelle Physio
Die individuelle präventive Physiotherapie wird einzeln am Patienten durchgeführt. Nach einer ausführlichen Anamnese erstellt der Therapeut einen Trainings- und Übungsplan. Unter Anleitung werden die Übungen regelmäßig durchgeführt und verinnerlicht. So können sie auch in den Alltag integriert werden.
Gruppen Physio
In der Gruppen-Prävention erfolgt das Angebot von themenspezifischen Übungen. Rückenschule, Pilates oder Yoga sind einige Beispiele. Die Gruppen beginnen meist ab einer Größe von drei bis fünf Personen. Hierbei handelt es sich nicht um eine individuelle Prävention. Stattdessen geht es darum, die Muskeln zu stärken und zu lernen, auf die Zeichen des eigenen Körpers zu hören.
Gut zu wissen: Das übernimmt die Krankenkasse
Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen einmal im Jahr die Kursgebühren bis zu einer bestimmten Höhe. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Teilnahmebescheinigung. Zudem muss es sich um einen abgeschlossenen Kurs handeln, der ein festes Start- und Enddatum hat.
Die drei Säulen der Kostenübernahme
Präventive Physiotherapie ist in der Gesundheitsvorsorge ein Thema, dem seit 2015 mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Seit dem 25.7.2015 gilt das Präventionsgesetz. Ziel des Gesetzes ist es, eine stärker Gesundheitsförderung und Prävention in den Vordergrund zu stellen. Das Gesetz beschäftigt sich mit:
- Nationale Präventionsstrategie
- Kosten
Zur verstärkten Nutzung von Präventionsangeboten soll eine Kostenübernahme durch Gesundheitsträger möglich gemacht werden. Hier gibt es insgesamt drei Säulen:
- Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
- Die gesetzliche Unfallversicherung (GUV)
- Die Deutsche Rentenversicherung (DRV)
Tipp für Physiotherapeuten: Biete Kurse an, die von den Krankenkassen übernommen werden
Als Physiotherapeut kannst du deinen Patienten spezielle Kurse zur Prävention anbieten, die durch Krankenkassen übernommen werden. Unter anderem gehören dazu Pilates und Kurse zur Stärkung von Herz- und Kreislauf.
Fazit: Die präventive Physiotherapie als Schlüsselkomponente für die Gesundheit
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Stressreduktion und die richtige Bewegung sind die Grundbausteine für die Prävention von Erkrankungen. Die präventive Physiotherapie nimmt hier eine Schlüsselrolle ein. Sowohl Einzel- als auch Gruppentherapien eignen sich zur Stärkung der Muskulatur. Durch die Vermittlung alltagstauglicher Übungen lassen sich diese dann auch nach den Kursen und Behandlungen weiter durchführen.
FAQ – die häufigsten Fragen und Antworten zur präventiven Physiotherapie
Warum ist die präventive Physiotherapie sinnvoll?
Prävention hat den Vorteil, dass du vorbeugend arbeitest. Das heißt, mit einer präventiven Physiotherapie sorgst du dafür, dass dein Bewegungsapparat gestärkt wird und sich Schmerzen gar nicht erst einstellen.
Für wen eignet sich präventive Physiotherapie?
Grundsätzlich eignet sich die präventive Physiotherapie für jeden. Durch die unterschiedlichen Angebote verhinderst du auch bei bereits auftretenden Schmerzen, dass weitere Probleme hinzukommen.
Wer übernimmt die Physiotherapie Kosten?
Inwieweit die gesetzliche Krankenkasse Kosten für präventive Maßnahmen der Physiotherapie übernimmt, ist abhängig von der Krankenkasse und der Maßnahme selbst. Wichtig ist es, sich vorher zu informieren, welche Rahmenbedingungen die Kasse für eine Kostenübernahme aufruft.
Was ist eine individuelle Anamnese?
Bei der präventiven Physiotherapie stellt eine individuelle Anamnese oft eine Basis für die weitere Behandlung dar. Anhand dieser lässt sich erkennen, wo mögliche Schwachstellen im Alltag bei der Bewegung liegen und welche Übungen sich zur Prävention anbieten.